Vom 18. bis 25. August 2024 waren wir als Chor in Frankreich zu unserer ersten Chorfahrt. Ursprünglich hatten wir einfach nur Lust auf eine Woche voller Musik, sozusagen einem langen Chorlager, im Ausland. Doch was uns in Frankreich erwartete übertraf all unsere Erwartungen!

Schon als wir am Sonntagabend in Pau ankamen waren unsere Gastgeber*innen, Mylène und Jean-Paul, sowie einige Mitglieder unseres korrespondierenden Chores, den Los Esbarrits, so freundlich, uns vom Bahnhof bis zu unserer Unkerkunft zu fahren. Die einstündige Autofahrt in Kleingruppen nutzen wir, um unser eingerostetes Schulfranzösisch wieder aufzutauen und unsere Chauffeur*innen etwas besser kennenzulernen. Das klappte je nach Fahrgemeinschaft sehr bis weniger gut. Doch spätestens als wir dann nach dem langen Anreisetag in unserer Unterkunft Noulibos ankamen, spürten wir erstmals die herzliche Wärme unserer Gastgeber*innen und waren voller Vorfreude auf die kommende Woche: Wir standen an einem südfranzösischen Sommerabend unter Palmen vor einem Vierseitenhof. Das große blaue Scheunentor stand weit offen und unsere Gastgeber*innen hatten Matratzen für die sechs Leute organisiert, für die die Betten nicht reichten. Auch standen bereits Frühstück und Mittag für den nächsten Tag bereit, damit wir in Ruhe ankommen konnten.

Für die sechs folgenden Tage hatten wir einen groben Plan erstellt, in dem viele Proben aber natürlich auch einige gemeinsame Programmpunkte mit den Franzosen standen. Wir wussten nicht, was davon wir tatsächlich machen würden und ob unsere französischen Austauschpartner*innen überhaupt die Zeit hätten, an dem gemeinsamen Programm teilzunehmen. Doch schon der Morgen hielt die nächste Überraschung für uns bereit. Wir saßen bei französischem Käse, Baguette, Gartenpfirsichen und selbstgemachter Marmelade am Frühstückstisch als Jean-Paul und Mylène nach dem Rechten schauten und mit uns die kommende Woche besprachen. Sie offenbarten uns, dass die Los Esbarrits sich richtig viel Austausch wünschten und alle unserer geplanten Gemeinschaftsaktivitäten und sogar noch viel mehr mit uns durchführen wollten. Wir mussten also einen großen Teil unserer Wochenplanung über Bord werfen und hatten Lust auf die gemeinsame Zeit.

Die ersten anderthalb Tage jedoch, sollten wir erstmal Zeit für uns haben – Zum Ankommen, Proben und um das Gelände kennenzulernen. Im Maison Noulibos lebte auch Mylènes Mutter, „Mamie“, die uns immer wieder reich mit ihrer Gartenernte von beispielsweise Feigen oder Tomaten beschenkte. Weitere Mitbewohner waren Batou und Zaza (Hund und Katze), die uns zu zwei regelmäßigen Wegbegleitern bei unseren Proben wurden. Jean-Paul führte uns Montag Vormittag über den Hof, wo wir seine Kühe, Enten, Hühner und vieles mehr sahen!

Musikalisch haben wir besonders die deutschen Lieder der Sommersaison mit nach Frankreich genommen. Doch auch sechs neue Stücke wollten wir lernen, die entweder im Sommer keinen Platz mehr gefunden haben oder die wir schon einmal für Weihnachten vorarbeiten wollten. Ein Stück stellte für uns eine besondere Premiere dar: Unser Chorleiter Louis hatte gemeinsam mit unserer Altistin Klara ein eigenes Stück geschrieben – ein AEC-Original gewissermaßen! Außerdem hatten wir fünf neue Chorsänger*innen dabei, die natürlich auch die Sommerstücke noch lernen mussten. Also probten wir den verbleibenden Montag fleißig drauf los und verbrachten den Abend unter uns.

Am Dienstag, nach Vormittagsprobe und Mittagspause, ging es dann endlich auf interkulturellen Austausch: Marie-Chantal und Gérard, ebenfalls Mitglieder der Los Esbarrits, hatten auf ihr Gut zur Weinverkostung eingeladen. Gemeinsam mit Mylène, Jean-Paul und einigen anderen wanderten wir zu ihren Nachbar*innen, nahmen aber natürlich einen großen Umweg über ihre Weinberge, die sie uns stolz zeigten und den Anbau erklärten. Der Wein der Region ist der Jurançon – laut Jean-Paul wird 2024 ein guter Jurançon-Jahrgang werden. In Gérards Weinkeller angekommen, zeigte er uns den Prozess der Weinproduktion und packte anschließend nicht wenige Flaschen und Sorten von seinem besten Wein aus, der einigen deutschen rasch zu Kopfe stieg! Ehe man es sich versah, wurde das geleerte Glas von Jean-Paul wieder aufgefüllt. Zum Wein wurde Wasser und sehr leckerer französischer Käse gereicht.

Nachhause nahmen wir den direkten und kurzen Weg, vorbei an den Eseln, die uns jeden Morgen weckten. Unsere Gastgeber*innen hatten uns vor den Stromzäunen gewarnt, doch bei dem Versuch, den Esel zu streicheln, verpasste einer unserer Bässe sich und dem armen Tier einen Schlag. Seitdem hatte uns der Esel tatsächlich nicht mehr geweckt. Wir hoffen, es geht ihm gut…

 

[Fortsetzung folgt]